Stadtführung mit Nachtwächter in Ribe 2022
Die Stadtführung ist kostenlos und startet in der Fußgängerzone nur 300 m von dem Danhostel Ribe. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Jeden Abend in der Saison kann man Ribes Nachtwächter mit langem schwarzem Mantel, Laterne und Morgenstern auf seinem Rundgang durch die alten und atmosphärvollen Straßen der Stadt begleiten, während er die Ribener Bürger zur Ruhe singt und mörderische Geschichten von Ribes Hexen, Sturmfluten und Bränden erzählt.
Nachtwächter – Tradition & Geschichte in Ribe
Bereits im 14. Jh. begannen Ribes Nachtwächter, ihre Wachtrunden in der Stadt zu drehen. Die wichtigste Aufgabe der Nachtwächter war es, dafür zu sorgen, dass die Bürger sich am Abend unbesorgt durch die Stadt bewegen und nachts ruhig schlafen konnten, ohne vor Feuersbrünsten und drohenden Sturmfluten Angst haben zu müssen.
Die Tradition des Nachtwächters wurde in Ribe 1902 abgeschafft. Polizei und Feuerwehr hatten zum größten Teil seine Aufgaben übernommen. 1935 führte das Fremdenverkehrsamt Ribe den Wächterrundgang wieder als eine Touristenattraktion in Ribe ein – jedoch nur in der Sommerzeit.
Es war eine anstrengende und im Winter eine sehr kalte Arbeit, von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang durch Ribes Straβen zu ziehen. Um 1850 waren Schilderhäuser aufgestellt, in denen sich die damals 4 Nachtwächter zwischen ihren Runden ausruhen konnten.
In Ribe mussten die Nachtwächter auch nach Sturmfluten Ausschau halten. Wenn sich eine Sturmflut näherte, mussten sie die Bürger der Stadt warnen und rufen, aus welcher Richtung der Wind kam, aber da einer der Nachtwächter Hans Bürgermeister, in 1852 zu tief ins Glas geguckt hatte und im Schilderhaus eingeschlafen war und die Bürger, die in seinem Revier wohnten, nicht vor einer Sturmflut gewarnt hatte, wurden die Häuschen wieder abgerissen. Bei der Gelegenheit ertranken auf der Wiese mehrere Rinder und u.a. wurde das Warenlager vom Kaufmann Kolvig überschwemmt.
Nachtwächterlied – jede Stunde der Nacht
Um sich wach zu halte, mussten die Nachtwächter zu jeder Stunde – die ganze Nacht hindurch – einen Vers singen.
Nachtwächtervers um 22 Uhr:
Wollt wissen Ihr die Zeit,
Herrn, Mädchen und auch Knaben?
Es ist wohl nun so weit,
an Nachtruh’ sich zu laben.
Vertraut auf Gott in Zuversicht,
löscht ‘s Feuer aus und auch das Licht,
die Uhr hat zehn geschlagen.
Überfall
Erst im 19. Jahrhundert wurde in Ribe Straβenbeleuchtung eingeführt. Bis dahin war es schwer gewesen, den Weg im Dunkeln zu finden, und ein Gewalttäter konnte sich leicht verstecken. Die Nachtwächter hatten dafür zu sorgen, dass die Bürger der Stadt nicht überfallen wurden, wenn sie am Abend durch die stockdunklen Straβen gingen.
Der Nachtwächter selbst war mit einem Morgenstern ausgerüstet, einer Furcht einflöβenden Waffe mit scharfen Eisenspitzen, mit der er sich bei Überfällen verteidigte.
Obwohl die Arbeit des Nachtwächters nicht sehr gut bezahlt war, erfuhr sie dennoch hohe Wertschätzung, und die Strafe fiel hart aus, wenn jemand einen Nachtwächter überfiel.
Feur
Wenn man durch Ribes enge alte Straβen geht, versteht man, wie schnell sich ein Feuer ausbreiten konnte, als man damals noch mit offenem Feuer heizte, und die Häuser auβer mit Fachwerk auch noch mit Strohdächern versehen waren. Eine der Aufgaben des Nachtwächters war es denn auch gewesen, Brände zu verhindern. 1580 brannten 11 Straβen und 213 Höfe und Häuser in Ribe ab; nach dem Brand wurde das Aufhängen von Feuerleitern und Feuerhaken angeordnet, so wie sie noch immer im Gässchen Kølholt Slippe zu sehen sind (Historischer Stadtrundgang)
Straßenbeleuchtung
Ab Anfang des 19. Jahrhunderts hatten die Nachtwächter die 18 Öllampen der Stadt anzuzünden, wenn kein Vollmond war. 1854 mussten dann 37 Lampen betreut werden
Quellen:
Vægter i Ribe – en kort fortælling om vægtertraditioner i Danmarks ældste by. Sparekassen Sydjylland, 1981.