Kopflose Piraten in Ribe
Seeräuberhäupter auf der Kopfwiese

Das Danhostel Ribe liegt auf der Kopfwiese unten an der Ribe Vesterå. Heute ist die Wiese Teil des Nationalparks Wattenmeer, und manchmal ist sie überschwemmt, so dass das Wasser bis ganz an den Wall am Danhostel Ribe heranreicht. Zu diesen Zeiten haben wir ”Meeresblick”. Die Geschichte jedoch, wie die Kopfwiese ihren Namen erhalten hat, ist nicht so idyllisch.

Im Mittelalter erfolgten Hinrichtungen von Piraten in Ribe durch Enthauptung.
Bei Enthauptungen wurde das Schwert des Scharfrichters mit Bleigewichten versehen, um den Schlag extra wuchtig zu machen. (Das Richtschwert ist im Museum im ”Alten Rathaus” in Ribe zu besichtigen.)
Um für Anderen abschreckend zu wirken, nagelte man die Häupter der geköpften Piraten auf Pfähle auf der Kopfwiese am Fluss und stellte sie so auf, dass sie von möglichst vielen Seefahrern gesehen werden konnten.

Geköpft Pirat auf Pfahl. Aktivitätenraum für Kinder (-und Erwachsene) – Museum Ribes Vikinger

Im 16. Jh. war die Seeräuberei in der Nordsee noch eine groβe Plage. Die Kopfwiese wurde zu jener Zeit Todes- oder Tuodeswiese genannt. Später ist sie im Volksmund zur Kopfwiese geworden.
Schon in der Zeit Waldemar des Groβen (1131-82) war es Sitte,  die abgeschlagenen Häupter der Seeräuber an der Hafeneinfahrt zur Abschreckung Gleichgesinnter und zur Freude der friedlichen Kaufleute auf Stangen zu stecken.

Hostel Blick auf die Kopfwiese. Die Kopfwiese (Hovedengen) an dem Danhostel Ribe, Ribe Schiffbrücke und Ribe Dom

Der Seeräuber Morten Thode und seine Mannen wurden am 6. Februar 1555 enthauptet, wonach ihre Häupter auf der Kopfwiese an der Einfahrt zum Ribener Hafen auf Stangen gesteckt wurden.

Zuerst waren sie festgenommen worden, aber offensichtlich aus Mangel an Beweisen wieder freigelassen worden, später wurden sie jedoch erneut verhaftet und diesmal enthauptet.

Während ihrer Freilassung hatte der Ribener Bürger Peder Hvid ein Schiff von Morten Thode gekauft, aber dieses Schiff war vom Lehnsmann konfisziert gewesen. Da Peder Hvid das Schiff aber gekauft hatte, während Morten Thode mit ”Schiff und Gütern” freigelassen war, beschwerte er sich beim König, der dem Lehnsmann die Weisung erteilte, das Schiff an Peder Hvid herauszugeben.

Man kennt diesen ganzen Fall aus dem Königsbrief an den Lehnsmann auf Riberhus.

Wir warnen Sie – einige unserer Gäste sind der Meinung, Morten Thode im Danhostel Ribe um Mitternacht rastlos umhergehen gesehen und nach seinem Kopf gesucht zu haben! Sollte dies der Fall sein, ist er jedoch mit der Zeit ganz friedlich geworden, da er noch keinem ein Leid zugefügt hat.

Hans Jessen Søhane und der Seeräuber Alexander Hock

1573 erlangte der Ribener Bürger Hans Jessen durch die Gefangennahme einiger Seeräuber groβes Ansehen und den Ehrennamen ”Søhane” (dt. Knurr- od. Seehahn).

Seinen eigenen Aussagen und denen von Zeugen zufolge geschah dies folgendermaβen:

1567 hatten Seeräuber Hans Jessens Schiff gekapert und seine Ochsen gestohlen, und 6 Jahre später wurde er erneut überfallen. Diesmal war er 1573 mit seinem Schiff von Holland nach Hamburg unterwegs, als er am 10. August von Seeräubern überfallen wurde. Da er selber nur 3 Mann an Bord hatte, konnte er nichts machen, und das Schiff wurde von 9 Seeräubern unter Anführung eines Alexander Hock besetzt.

Der Seeräuber nahm jetzt Kurs auf England. Hans Jessen versuchte zwar, ihn mit 100 Reichstalern zu bestechen, in Holland anzulegen, das gelang ihm aber nicht.

Später am Tag saβen die Seeräuber unter Deck und besoffen sich mit Wein vom Schiff. Am Abend kam der Anführer zusammen mit 3 Seeräubern aufs Deck hinauf und wollte Hans Jessen und dessen Mannen über Bord werfen, wie Seeräuber es gewöhnlich mit der Besatzung gekaperter Schiffe taten. Es kam aber anders, denn es gelang den unbewaffneten Dänen, die 4 Seeräuber zu überwältigen und gleichzeitig die Luke im Deck wieder zu schlieβen, so dass die übrigen Seeräuber ihren Kameraden nicht zu Hilfe eilen konnten. Deshalb endeten die 4 Seeräuber selbst im Wasser. Es war jedoch ein harter Kampf gewesen, denn einer der Dänen war getötet worden und Hans Jessen und ein anderer verletzt.

Nach der Heimkehr wurden die übrigen Seeräuber, 1 Schotte und 4 Niederländer, im berüchtigten Ribener Gericht verhört. Sie meinten, ihr Kapitän habe die Seeräuberei auf eigene Faust betrieben, und vor der Kaperung des Schiffes von Hans Jessen hätten sie ungefähr 4-5 andere Fahrzeuge eingenommen, die ihnen jedoch von einem französischen Freibeuter wieder abgenommen worden seien.

Alexander Hocks Männer wurden alle enthauptet, was jedoch in 2 Durchgängen geschah, da 2 von ihnen zunächst die Flucht gelungen war.

Die Seeräuberhäupter wurden auf der Kopfwiese auf Stangen gespieβt.

Hans Jessen erhielt vom König 9000 Reichstaler für seinen groβen Heldenmut. 1578 wurde er aufgrund seines groβen Ansehens Ratsherr, und die Bürgerschaft versuchte auch, ihn zum Bürgermeister zu bekommen, was aber nicht gelang.

Im Dom zu Ribe gibt es ein Gemälde von einem Epitaphium von 1608 vom Ratsherrn Hans Jessen Søhane und Karine Nielsdatter. Sie knien zusammen mit ihrem Sohn, Niels, der als einziges ihrer Kinder erwachsen wurde. Hinter ihnen knien 5 früh verstorbene Kinder (3 Mädchen und 2 Jungen).

Der Sohn Niels war mit Karen, Tochter von Ratsherr And. Sørensen Klyn verheiratet. Einer ihrer Brüder hatte ”auf schändlichste Weise“ den 72-jährigen Hans Jessen Søhane verletzt, so dass dieser am Tag danach, dem 12. Dez. 1604 verstarb.

Das Gemälde ist im Seitenschiff zu sehen, gleich links, nachdem man die Kirche betreten hat.